KINO MARIE Wochenende
Nach der ersten Spielzeit der neuen Leitung von Theater Marie freut sich die Kulturkommission Suhr gemeinsam mit Theater Marie die erfolgreiche Reihe Kino Marie erneut durchzuführen: Am 9. und 10. Juni sind Sie herzlich zur diesjährigen Ausgabe eingeladen.
Das ehemalige Kino in Suhr ist seit 1999 die Probebühne des Theater Marie. Was liegt da näher, als die ehemalige und die aktuelle Nutzung dieser schönen Räume in einem kleinen Festival zusammenzuführen?
Zuletzt organisierte die Kulturkommission Suhr zusammen mit dem Theater Marie ein Filmwochenende mit einer Theateraufführung des Stückes «verdeckt», das die Geschichte von Verena Lehner erzählte, die im frühen 20. Jahrhundert wegen vermeintlichem Giftmord verurteilt wurde. Ebenso gezeigt wurden Filme, die sich thematisch an das Thema der Hexenverurteilung anlehnten.
Am 9. und 10. Juni 2023 findet nun die Weiterführung des Kino Marie Festivals statt.
Inspiriert von Martina Clavadetscher, Teil der Co-Leitung von Theater Marie und Schweizerbuchpreisgewinnerin 2021, und ihrem neuen Buch «Vor aller Augen», steht das Kino Marie Wochenende dieses Jahr ganz im Zeichen der Bildenden Kunst und deren Betrachtung:
Am Freitag liest Martina Clavadetscher aus ihrem neuen Buch, anschliessend führt Maria Ursprung, Dramatikerin und Co-Leitung Theater Marie, mit ihr ein Gespräch. Am Samstag zeigen wir den erfolgreichen, französischen Kinofilm «Porträt einer jungen Frau in Flammen».
Freitag, 9.6., 19:30 Uhr: Lesung Martina Clavadetscher aus «Vor aller Augen», anschliessend führt Maria Ursprung mit der Autorin ein Gespräch.
Samstag, 10.6., 19.30 Uhr: «Porträt einer jungen Frau in Flammen» [2019] von Céline Sciamma
Die Bar ist jeweils ab 19 Uhr geöffnet.
Es stehen keine Parkplätze zur Verfügung.
Kurze Inhaltsangaben:
Martina Clavadetscher: «Vor aller Augen», Lesung
Martina Clavadetscher schreibt Romane und Theaterstücke und ist seit 2022 in der Co-Leitung von Theater Marie. Clavadetschers Räuber-Überschreibung «This is a Robbery!» wurde im Januar 2023 in der Alten Reithalle in Aarau unter der Regie von Manuel Bürgin für Theater Marie uraufgeführt. 2021 wurde sie für ihren Roman «Die Erfindung des Ungehorsams» mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2022 erschien ihr Buch «Vor aller Augen».
In dem Buch werden berühmte Gemälde der Kunstgeschichte ins Zentrum gerückt: Die Dame mit Hermelin, Badende Frau, Der Ursprung der Welt. Wir sehen die Körper, die Darstellung ihrer Kleidung und Haltung, doch oft wissen wir fast nichts über die Modelle, die für die Ewigkeit auf die Leinwand gebannt sind, und kennen vor allem die Maler, die sie dort festgehalten haben.
In einer ausführlichen Recherche ist Clavadetscher den Biografien dieser gemalten Portraitierten nachgegangen und hat sie literarisch aufgearbeitet oder, wenn sich keine Biografie eruieren liess, ihnen eine Geschichte geschrieben. Das Buch versucht die Gedanken der abgebildeten Frauen zu lesen und ist ein Versuch, ihnen, die sie auf die Leinwand gebannt und dort zur Betrachtung festgehalten wurden, eine Stimme zu geben. Sie werden hörbar und schauen, denn durch die Lektüre tritt man mit ihnen in Dialog, auf die Betrachtenden zurück, stellen ihnen laute Fragen, die zum Staunen animieren. Clavadetscher selber beschreibt: «Ohne diese Frauen, gäbe es kein Staunen, kein Schauen – mehr noch, ohne diese Frauen wäre die Kunstgeschichte, so wie wir sie heute kennen, undenkbar.»
«Porträt einer jungen Frau in Flammen», Spielfilm
Originaltitel: Portrait de la jeune fille en feu, [F 2019], Regie und Drehbuch: Céline Sciamma, ausgezeichnet in Cannes und beim Europäischen Filmfest 2019 für das beste Drehbuch
Die junge Malerin Marianne erhält, es ist das Jahr 1770, einen Auftrag, den sie auf eine abgelegene Insel in der Bretagne führt: Sie soll von Héloïse, der Tochter einer verwitweten Gräfin, ein Porträt malen. Héloïse ist einem fremden Adeligen aus Mailand versprochen, das Porträt ist als Geschenk für den zukünftigen Ehemann gedacht. Da Héloïse die Heirat ablehnt, weigert sie sich ebenso, Modell zu stehen. Daher soll Marianne sich als Gesellschafterin ausgeben und Héloïse heimlich bei Spaziergängen studieren, um sie aus dem Gedächtnis zu porträtieren. Aus dem Auftrag entsteht eine Freundschaft und Anziehung. Je näher sich die beiden Frauen kommen, desto stärker verändert sich auch Mariannes Darstellung der Geliebten. Es gelingt ihr sogar, Héloïses geheimnisvolles Lächeln auf die Leinwand zu bannen.
Der Film aus dem Jahr 2019 ist der vierte Spielfilm von Céline Sciamma, für den sie auch das Drehbuch schrieb. Sie beschäftigte sich als Vorbereitung für das Script über zwei Jahre lang mit der Künstlerinnenbewegung im 18. Jahrhundert und arbeitete mit einer Kunstsoziologin, um die Figur der Marianne für die damalige Zeit möglichst authentisch darzustellen. Zur Zeit vor der Französischen Revolution gab es nachgewiesenermassen über hundert Malerinnen, die jedoch nur unter erschwerten Bedingungen ihrem Schaffen nachgehen durften, da sie nicht dieselben Freiheiten hatte in der Wahl von Motiven wie ihre männlichen Kollegen, und von denen heute nur wenige bekannt sind. Für die Rolle der Héloïse besetzte Scamma die Schauspielerin Aèle Haenel, mit der die Regisseurin in einer Beziehung war und für deren schauspielerische Qualitäten sie die Rolle auf den Leib geschrieben habe. Männliche Figuren werden nicht dogmatisch aus dem Film gehalten, sie haben jedoch wenig Sprechanteil, um die weiblichen Figuren zur Sprache kommen zu lassen.
Veranstaltungsort
Freitag, 9. Juni 2023 19:30
Altes Kino (bei der Bärenmatte) - Obere Dorfstrasse 5
5034 Suhr , Schweiz
Tickets und Kontakt
Eintritt: Lesung: CHF 15.-
Film: CHF 12.-
Festival-Pass für beide Veranstaltungen: CHF 20.-
Vorverkauf via E-Mail: info@theatermarie.ch