KINO MARIE Wochenende
Nach dem erfolgreichen Start der Veranstaltungsreihe KINO MARIE im Jahr 2019, freut sich die Kulturkommission Suhr in Zusammenarbeit mit dem Theater Marie, Sie vom 24. - 26. September 2021 zur nächsten Ausgabe einzuladen.
Das ehemalige Kino in Suhr ist seit längerem die Probebühne des Theater Marie. Was liegt da näher, als die ehemalige und die aktuelle Nutzung dieser schönen Räume in einem kleinen Festival zusammenzuführen? 2019 organisierte die Kulturkommission Suhr zusammen mit dem Theater Marie das erste Filmwochenende mit Filmen von der in Suhr aufgewachsene Regisseurin Petra Volpe – ein tolles Filmerlebnis mitten in Suhr. Auch das Gespräch, welches Marianne Klopfenstein mit Petra Volpe führte, war ein Genuss.
Eröffnet wird das Festival am Freitag, 24. September mit dem Theaterstück «verdeckt». Das Theater Marie bringt den alten Gerichtsfall der vermeintlichen Giftmörderin aus Suhr, als bis heute wirksames Gleichnis, auf die Bühne. Ein Abend aus der Sicht von Verena Lehner mit Fragen von heute. Ein mutiger und ergiebiger Spagat.
Am Samstag und Sonntag zeigen wir zwei Filmperlen des Schweizer Films, die im weiteren Zusammenhang mit dem Theaterstück stehen:
Samstag, 20.30 Uhr: «Anna Göldin – Letzte Hexe» [1991] von Gertrud Pinkus
Sonntag, 20.00 Uhr: «Das gefrorene Herz» [1980] von Xavier Koller
Die Kulturkommission und das Theater Marie freuen sich ausserordentlich, dass die Regisseurin Gertrud Pinkus am Samstag, 25.9. 2021 persönlich im ehemaligen Kino anwesend sein wird und sich mit Marianne Klopfenstein über ihre Arbeit und ihren Film unterhält! Das Gespräch beginnt um 19.30 Uhr.
Kurze Inhaltsangaben:
«verdeckt», Theater
Verena Lehner wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Bauersfrau und sechzehnfache Mutter legt in ihrem Hof im Rynetel zwischen Suhr und Gränichen in den frühen Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts Frauen und Männern Karten. Ihr Ehemann ist ein Trinker. Sie sorgt praktisch alleine für die Kinder und verdient zusätzliches Geld, indem sie kranke und alte Menschen auf ihrem Hof pflegt. Ihr monetäres Kapital häuft sich an und ihr Wissen über die Aargauer Bourgeoisie wächst. 1929 wird Verena Lehner wegen Giftmord an zwei ihrer Kostgänger*innen angeklagt. Es wird Arsen in den Körpern der Opfer nachgewiesen. Das Rattengift. Die Tat soll einige Jahre zurückliegen. Die Indizienlage ist diffus. Die vermeintliche
Szenenfoto «verdeckt» Nadine Schwitter, Sandra Utzinger, Theater Marie [2020]
Mörderin leugnet bis zum Schluss. Die Zeitungen berichten beinahe täglich über den Sensationsprozess. Verena Lehner wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei der Urteilsverkündung versammeln sich 400 Aarauerinnen und Aarauer, nicht wenige von ihnen Kundinnen der Kartenlegerin, vor dem improvisierten Gerichtssaal im Rathaus.
Ariane Koch, die sich von Kurt Badertschers Buch «Giftmord» [2018] und dem Roman «Die Wahrsagerin» von Rösy von Känel [1936] inspirieren lässt, deckt schreibend Fragmente von Verena Lehners Schicksal aus feministischer Perspektive auf. Erinnerungen an ihr Leben montiert sie mit Gedanken, die sich aus einer heutigen Haltung ergeben. Der Text begibt sich auf die Suche nach einer Erzählung als Macht über die Wahrheit. Eine Redegelegenheit, die Verena Lehner nie hatte.
«Anna Göldin – Letzte Hexe»
Regisseurin: Gertrud Pinkus, geschrieben von: Gertrud Pinkus, Eveline Hasler, [CH 1991]
Glarus, November 1781: Das Töchterchen einer angesehenen Familie findet in seiner Frühstücksmilch Stecknadeln. Der Verdacht fällt auf die Dienstmagd Anna Göldin, eine Frau von vielschichtiger Sinnlichkeit, von der sowohl der Hausherr wie auch das Töchterchen fasziniert sind. AnnaGöldin wird davongejagt. Danach spuckt das Kind über Wochen hinweg 106 Nadeln aus, sein linkes Bein erstarrt. Anna Göldin wird beschuldigt, das Kind verhext zu haben. Sie wird nach Glarus zurückgeholt. Es gelingt ihr, das Kind zu heilen, - und erbringt damit den Beweis der Hexerei. Unter Folter sagt sie «Ja» zu allem. Am 18. Juni 1782 wird sie hingerichtet. Anna Göldin ist die letzte Frau, die in Europa durch ein offizielles Gericht als Hexe verurteilt wird.
Szene aus dem Film «Anna Göldin – Letzte Hexe»
«Das gefrorene Herz»
Regie: Xavier Koller, Buch: Xavier Koller, Meinrad Inglin [CH 1979]
In einer verschneiten Berglandschaft in der Innerschweiz, zwischen den Dörfern Hinterau und Vorderau, begegnen sich zwei Landstreicher, ein Schirmflicker und ein Korber. Trotz Kälte und Sturm will der Schirmflicker unbedingt noch in der Nacht Hinterau erreichen, der Korber übernachtet in einem Heugaden. Am nächsten Morgen findet er den Schirmflicker erfroren genau auf der Grenze zwischen Vorder- und Hinterau. Die Behörden beider Orte wollen sich um die Begräbniskosten drücken. Doch der pfiffige Saufkumpan des Toten überlistet die Dorfbewohner und schlägt Kapital aus deren Geiz.
Der Korber (Sigfrit Steiner) will, dass sein Freund, ein Schirmflicker, eine richtige Beerdigung erhält. [1979]
Die Geschichte stammt aus der Feder des einst gefeierten Schwyzer Schriftstellers Meinrad Inglin. Der Schweizer Oscar-Preisträger Xavier Koller drehte eine überaus pfiffige Komödie über den Sieg eines Außenseiters über die bürgerliche Ordnung. Sigfrit Steiner verkörpert den schlitzohrigen Korber, der mitansieht, wie sein Kumpan ständig von einem Zuständigkeitsbereich in den anderen transportiert wird, ganz vortrefflich.
Programm:
Freitag, 24.9.2021 um 20 Uhr:
«verdeckt», Theater Marie
Samstag, 25.9.2021 um 19.30 Uhr:
Marianne Klopfenstein im Gespräch mit der Regisseurin Gertrud Pinkus
Samstag, 25.9.2021 um 20:30 Uhr:
«Anna Göldin – Letzte Hexe», Film
Sonntag, 26.9.2021 um 20 Uhr:
«Das gefrorene Herz», Film
Covid Zertifikatspflicht!
Zutritt ab 16 Jahren nur mit COVID- Zertifikat & Identitätsnachweis. Gültig mit: Pass, Identitätskarte, Führerausweis, Aufenthaltsbewilligung.
Es stehen keine Parkplätze zur Verfügung.
Veranstaltungsort
Freitag, 24. September 2021 20:00 - Sonntag, 26. September 2021 20:00
Altes Kino (bei der Bärenmatte) - Obere Dorfstrasse 5
5034 Suhr, Schweiz
Tickets und Kontakt
Eintritt: Theater: CHF 15.- / Film: CHF 12.- Festival-Pass: CHF 30.-
Vorverkauf via E-Mail: info@theatermarie.ch